Die Angebote der Werkstatt Solidarität Essen gGmbH richten sich an Jugendliche, die von Ausgrenzung bedroht sind, durch das Standardnetzwerk der Jugendhilfe nicht mehr erreicht werden, oder drohen, aus bestehenden Systemen herauszufallen. Es sind Jugendliche mit Drogen- und Gewalterfahrungen, Opfer von Missbrauch, extreme Schulverweigerer, Jugendliche mit Anbindung an kriminelle Subkulturen und Jugendliche mit Straßenerfahrungen.
Zusammen mit diesen jungen Menschen soll eine tragfähige Perspektive entwickelt, aber primär eine materielle und emotionale Versorgungsstruktur aufgebaut werden, mit der es gelingt, ein weiteres Abgleiten in sie schädigende Milieus zu verhindern.
In diesem Zusammenhang sind die von uns genutzten Fachleistungsstunden integraler Bestandteil des ganzheitlichen Ansatzes der Werkstatt Solidarität Essen gGmbH. Die Fachleistungsstunde Straße dient der ersten Kontaktaufnahme in der aktuellen Lebenssituation des Jugendlichen. So findet zunächst eine rudimentäre Grundversorgung statt, die sich an der individuellen Lebenssituation orientiert und nicht mit Gegenleistungen verbunden ist. Gerade Jugendliche in der Drogen- und Prostitutionsszene erleben somit häufig zum ersten Mal Erwachsene, die vorbehaltlos zu ihnen stehen ohne Gegenleistungen zu erwarten.
Diese vertrauensbildende Maßnahme ist in der Regel der erste Schritt aus der Abwärtsspirale. Über diese Transferleistungen wird der Druck genommen weiter straffällig zu werden. Bei Drogenkonsumenten wird dieses Geld als „sauberes Geld“ verstanden, das niemals für Drogen genutzt werden darf. Der Aufbau einer Beziehung zu uns ist der erste Schritt in eine gewisse Form von Normalität.
Im nächsten Schritt erhalten die Jugendlichen über uns eine Wohnung und werden stationär in das intensiv betreute Wohnen übernommen. Mit Eintreten der Volljährigkeit werden im allgemeinen die Mietverträge der Wohnungen auf die Jugendlichen übertragen und die wirtschaftlichen Leistungen von Arge oder JobCenter übernommen. Natürlich sollte mit der Volljährigkeit nicht abrupt die teilweise über Jahre entwickelte Beziehung beendet werden. Hat der junge Erwachsene beim zuständigem Jugendamt einen Antrag gemäß §41 SGB VIII gestellt, wird er weiter von uns betreut. Hierfür nutzen wir die reguläre Fachleistungsstunde. Dem jungen Erwachsenen wird hierdurch vermittelt, dass er mit Erreichen der Volljährigkeit nicht alleine in einer für ihn subjektiv feindlich wirkenden Umwelt steht. Ein Fortführen der Betreuungsbeziehung symbolisiert auch ein Stück Normalität, denn in der Regel sind die Schädigungen die unsere Jugendlichen erfahren haben so gravierend, dass sie ohne Unterstützung keine weitere positive Entwicklung nehmen könnten. Die Nachbetreuung wird gemäß Hilfeplan Stück für Stück reduziert und so ausgeschlichen. Der Kontakt zum Träger und den Betreuern wird häufig über Jahre hinweg gehalten.
Masterarbeit zum Thema: Dezentrale Heimerziehung als innovative Form der Hilfen zur Erziehung?